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Donnerstag, 10. Mai 2018

Essen muß sein, IMMER.


Was war denn damals noch so wichtig?
Na, das ESSEN.

Da gab es am Weddingplatz z. B. die Metzgerei „Günther“.
Grosser Laden. 
Vor dem Krieg schon etabliert und auch nach dem Krieg wieder neu eröffnet. 
Dann aber in neuen Räumen. 
Das alte Geschäft war zerbombt.
Günther war berühmt für seine Ware, ganz besonders für seine "Kümmelwurst."
Diese wurde, ähnlich wie Wiener oder Bockwurst, heiss verkauft und mit einem Brötchen gegessen.
Einmalig im Geschmack.
Habe ich immer von geträumt. 
Auch viele Jahre später noch, als ich schon im Rheinland wohnte.
Eines Tages, so um das Jahr 1950 rum, die Wurst in der Aachener Gegend war und ist bis heute was fürn Arsch im Geschmack, überkam es mich.
Ich schrieb einen Brief an die Metzgerei "Günther" in Berlin und schilderte ihm, das ich arme Socke nun in der Fremde bin, traurig und verlassen und immer von  seiner Kümmelwurst träumte.
Legte 10,00 Mark in einen Umschlag und bat ihn, mir abzüglich Porto, doch ne Kümmelwurst zu schicken.
Damals ging die Post noch Tage, wenn nicht Wochen lang.
Es dauerte etwas.
Dann aber kam ein Paket. Ein großes !!!!
Ein nettes Anschreiben und Wurst, Wurst in allen Variationen.
Wert mindestens das zwanzigfache.
Wir hatten wochenlang zu essen.
Inhalt des Schreibens: „Wir können einen Berliner mit Heimweh doch nicht im Stich lassen“ 
SO WAREN mal die Berliner!
Man sagte früher immer. „Schnauze mit Herz.“
Heute?
"Die Schnauze haben sie behalten, aber dafür das Herz verloren."

A propos Wurst.
Auch eine alte Berliner Institution.
Der "Wurstmaxe."
Überall auf den Strassen  liefen Männer in weissen Anzügen mit einer weissen Mütze rum.
Vor dem Bauch einen blitzenden Chrombehälter.
Dieser war unterteilt. In einem war Wasser, unten drunter ein Feuer, im anderen Teil Würste und Schrippen.
Da konnte man , im vorbei gehen, mal schnell eine heisse Wurst ordern. Was Mostrich drauf gepappt und der kleine Hunger war gebändigt.
Diese Männer kenne ich vom ersten Tag meines Lebens an.
Geboren aus der Not, Geld zu verdienen.
Den ganzen Trag trugen die nun diese Last, mit einem Lederriemen um den Hals gehängt, mit sich rum.
 So versuchte jeder eigentlich immer über die Runden zu kommen.
Trotzdem kenne ich nicht das Klagen und Jammern wie heute.
Man war damals allgemein fröhlicher.
Auch IM Krieg.

Im übrigen.
Berliner Eigenart war es schon immer, Buletten oder Würstchen mal so nebenbei sich ein zu verleiben.

Buletten, oder Frikadellen bzw. Fleischpflanzerl, sind am besten aus Pferdefleisch. 
Vor allem gut gewürzt. Nicht diese Mehlpampe die nach nichts schmeckt. Auch nicht nach Fleisch.
Und die besten gab es am Stettiner Bahnhof in einer Kneipe.
Vor allem, seeeehr gut gewürzt. 
Darauf habe ich, bis heute, immer grossen Wert gelegt.
Da soll es heute doch sogar Hausfrauen  geben, die kaufen die fertig gemahlenen Abfälle in den Supermärkten und meinen das wären Gewürze.
Vor allem diese Asche der Großmutter die sie dann "Pfeffer" nennen. Leute, es ist der Staub der Jahrhunderte den ihr da kauft.
Pfeffer MUSS frisch gemahlen. er riecht !!!!!!
Die ganz intelligenten kaufen auch die "Fürallesmöglichegedachten" Produkte wie Fondor.
Jetzt, beim schreiben, schüttelt es mich schon wieder wenn ich nur daran denke.
Es sind die gleichen Frauen die auch die in Plastik abgepackten Pakete mit dem Aufdruck „Wurst“ bei den Discountern kaufen und das sogar essen.
Brrrrrr. 

Nun, wenn mein Papa mal die Spendierhosen anhatte, bekam ich eine Mark, schleppte mein Fahrrad die Treppe runter und fuhr Buletten dort in der Kneipe holen.
Strecke? Na vielleicht 3 oder 4 Kilometer. 
1.) waren die es wert, und 
2.) bekam ich vom Wirt, der mich langsam kannte und auch wusste woher ich kam, immer etwas als Wegzehrung.
Entweder eine Bulette, oder ein paar Gurken oder einen Rollmops in die Hand gedrückt.
Diese Dinge standen früher in jeder Kneipe auf der Theke.

Überhaupt, mein ganzes Leben hat sich in der Hauptsache immer ums Essen gedreht.
Ob es daran liegt, das ich in der Jugend viel gehungert habe?
Oder in Gefangenschaft das Fischmehl mit Wasser aus meiner verrosteten Konservendose auch nicht als besonders gut empfand? 
Ich glaube mein Geld in meinem Leben gut angelegt zu haben.
Ich habe immer gern und gut gegessen.
Nie was exquisites oder exotisches.
Nie gesponnen wie manche meiner Bekannten.
Sondern immer bodenständig.
Auch heute ist ein gut abgeschmeckter Eintopf, natürlich mit was drin !!!! für mich das höchste was es gibt.


Doch wir sind ja in der Vergangenheit hier.

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